Die Zukunft ist jetzt
Wirtschaftstag der Wirtschaftsjunioren Dingolfing-Landau mit Stargast Wolfgang Grupp
Von Sophia Wimmer
Es war die zentrale Frage des Wirtschaftstags, die Stefanie Vögl, Erste Vorsitzende der Wirtschaftsjunioren Dingolfing- Landau, dem Publikum am Freitag stellte: „Ist KI wirklich der Beginn einer neuen Ära?“ Eine Frage, die scheinbar so einige beschäftigt – waren die Anmeldungen mit über 200 in der Zahl so hoch wie schon lange nicht mehr. Dementsprechend gefüllt war auch der Vortragsraum, der – traditionsgemäß – auch in diesem Jahr vom BMW Group Werk Dingolfing bereitgestellt wurde. Vögl, die als Moderatorin durch den Nachmittag führte, versprach einen „inspirierenden Abend mit spannenden Gesprächen“ – und damit nicht zu viel. Bereits im Vorprogramm der BMW Group hatten die Besucher die Möglichkeit, entweder die IT-Messe im Rahmen der „Innovation Challenge“ oder eine Montage-Tour mit Einblicken in die Digitalisierungsbereiche des Werks zu unternehmen – und wurden somit passend auf das Sujet eingestimmt.
Einleitende Worte in den anschließenden Hauptteil fand die Dritte Landrätin Manuela Wälischmiller, die – einst selbst Sprecherin der Wirtschaftsjunioren bei der Gründung – anlässlich des 25-jährigen Jubiläums einen kurzen Rückblick auf die Historie des Wirtschaftstags bot. „Was wir damals nicht dachten: Dass 25 Jahre später immer noch die Wirtschaftstage stattfinden. Da ist man dann ehrfürchtig“, erzählte sie und setzte nach: „BMW hat uns von Anfang an tatkräftig unterstützt.“
Unterstützung bot man auch an diesem Abend, und so hielt auch Christoph Schröder, Leiter des BMW Group Werk Dingolfing, eine Hinführung zum Thema Künstliche Intelligenz. „KI wird vieles verändern“, erklärte Schröder, „und das mit einer enormen Geschwindigkeit. Das betrifft uns heute – und auch in der Zukunft.“
Bloß keine Angst
Bereits jetzt spiele KI eine Rolle im Produktionsgeschehen bei BMW, es sei eine „faszinierende Entwicklung“, die von Qualitätssicherungslösungen bis hin zu eigenen Applikationen reiche. Dabei sei es egal, ob es sich um global agierende oder mittelständische Unternehmen handle: Es liege am Management, die Kompetenzen in diesem Bereich zu vermitteln. Und er ermutigte: „Es braucht uns nicht bange zu sein. Wir sind ein stabiler Standort, uns steht eine große Zukunft bevor.“ Weiteren Input zum Thema Künstliche Intelligenz lieferten Kai Grunwitz (CEO NTT Deutschland) sowie Dr. Tobias Girschick (Head of Digital Business, Dräxlmaier Group), welche die Chancen und Risiken aus verschiedenen Perspektiven beleuchten (wir berichten in der folgenden Ausgabe).
Kein Kavaliersdelikt
Heiß erwartet: der Vortrag „Zurück zur Verantwortung“ von Wolfgang Grupp, Kultunternehmer und Ex-Geschäftsführer des Burladinger Textil- und Bekleidungsherstellers Trigema. In gewohnt schlagfertiger Manier bot Grupp einen Einblick in seine unternehmerischen Werte, die er auf solides Wachstum in der Heimat stützt.
Sein Einstiegscredo: „Wir brauchen die Verantwortung und Haftung zurück“, so Grupp, der das Verhalten der Unternehmer-Elite, für die die Insolvenz ein „Kavaliersdelikt“ sei, scharf kritisierte. „So lange es gut geht, wird kassiert. Und wenn man Probleme hat, kein Problem, die Allgemeinheit bezahlt dafür. Das ist nicht in Ordnung.“ Als KG bezahle er dieselbe Einkommenssteuer wie jemand, der durch die Gesellschaftsform nicht persönlich hafte – und so forderte er einen 50-prozentigen Einkommenssteuerrabatt für persönlich Haftende. Die Folge nach Gruppscher Rechnung: Mehr Geld für diese Unternehmen bedeute im Umkehrschluss weniger Subventionsbedarf und mehr Kapitalinvestitionen. Mit einem Faustschlag auf den Tisch setzte er nach: „Und wenn’s nicht reicht, dann sollen sie besser arbeiten.“ Es verwundere ihn, dass hierzulande nicht mehr gestreikt werde – „wir anständigen Unternehmen sollten demonstrieren und die Straßen blockieren.“
Verantwortungsbedarf sehe Grupp allerdings nicht nur im Unternehmertum, sondern auch im Bereich der Familie. „Die Familie ist die Basis in unserem Zusammenleben“, so die Gruppsche Devise. Sein Rückschluss: „Wenn ein Kind nicht strafmündig ist, dann müssen Mutter und Vater halt ins Zuchthaus.“ Eltern sollten ein Vorbild für die Kinder sein, dies erleichtere auch etwa die Übernahme von Unternehmen, wie es bei seinen Kindern der Fall sei. „Je elitärer die Kinder erzogen werden, desto eher sagen sie: Das wollen wir nicht machen“, meinte Grupp.
Neben mehr Verantwortung forderte der Ex-Trigema-Chef auch verbesserte Rahmenbedingungen, in denen Unternehmen agieren können: Etwa Steuerreduktionen im Bereich der Überstunden, welche bei der aktuellen Arbeitskräfteknappheit angemessen seien. „Wir müssen mit der Zeit gehen“, so Grupp. Sein größtes Kapital seien seine Mitarbeiter, seine „Betriebsfamilie“. Wolle man gute Arbeitskräfte, müsse man diese anreizen, etwa mit konstanten Lohnerhöhungen. „Wir brauchen Leute, die Leistung bringen“, betonte der Kult- Unternehmer. Um „mehr Luft für mehr Mitarbeiter“ zu ermöglichen, warte er „sehnsüchtig“ auf den Einsatz von KI im Bereich der Fertigung – „wir warten, das diese eine gewisse Automation bringt.“ Ein entscheidender Faktor sei laut Grupp auch eine konstante und zügige Entscheidungsfindung. „Probleme muss man lösen, wenn sie klein sind“, erläuterte er. „Bei mir wird konstant entschieden. Ich sage gleich Ja oder Nein, weil ich faul bin von Natur aus.“ Dabei liege die Verantwortung jederzeit bei ihm: „Wenn ich die positive Seite haben will, muss ich auch die negativen übernehmen. Wenn Trigema irgendwann ein Problem haben sollte – dann kann es nur einen Schuldigen geben. Und das bin ich.“ Ein Statement, für das er mit tosendem Applaus belohnt wurde.
Als Ehrengäste konnten begrüßt werden: Erster Bürgermeister Armin Grassinger, Zweite Bürgermeisterin Maria Huber, Irmgard Eberl (Bürgermeisterin Mamming), Günter Schuster (Bürgermeister Loiching), MdB Nicole Bauer, Staatsminister a. D. Erwin Huber und Julian Friedrich (Leiter Kommunikation BMW Group Werke Dingolfing und Landshut).