Wirtschaftstag mit Antworten auf große Fragen
„Quo vadis, Deutschland?“ – diese Frage hatten die Wirtschafsjunioren Dingolfing-Landau über den diesjährigen Wirtschaftstag gestellt. Namhafte Referenten gaben darauf Antworten und sprachen über Wasserstoffwirtschaft und wirtschaftliche Transformation.
„Wir leben in unsicheren Zeiten. Gewohntes wird immer schneller überholt und eine Krise jagt die nächste“, merkte die WJ-Vorsitzende Jessica Huber bei der Veranstaltung im BMW Group Werk Dingolfing an. Mit dem Wirtschaftstag wolle man daher Impulse und Antworten liefern sowie an einem starken Netzwerk arbeiten.
Wirtschaftstag ist ein Ort des Wissenstransfers
Dem schloss sich BMW-Werkleiter Christoph Schröder an. Aus seiner Sicht sei der Wirtschaftstag ein Ort des Wissenstransfers – und der sei angesichts eines tiefgreifenden Transformationsprozesses in der Wirtschaft wichtig und notwendig. Davon sprach ebenso Landrat Werner Bumeder als Schirmherr der Veranstaltung. Dingolfing-Landau gehöre zu den stärksten Landkreisen in Bayern, was viel mit den ansässigen Unternehmen zu tun habe, die den Wandel aktiv gestalten.
Wasserstoff: „Champagner der Energiewende“
Als erster Referent des Abends ging Professor Hermann Rottengruber von der Otto-von-Guericke-Universität auf die Wasserstofftechnologie ein. Seine Botschaft: Auf dem Weg zur Dekarbonisierung der Wirtschaft führe an Wasserstoff kein Weg vorbei, für ihn sei er „der Champagner der Energiewende“. Dass der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft nicht schon längst Fahrt aufgenommen hat, liegt laut Rottengruber auch an politischen Fragen: „Was gilt als grüner Wasserstoff und was nicht?“ Also: Wo und wie soll der Wasserstoff produziert werden? In dieser Frage sei sich die Politik uneins, klar ist aus Sicht des Wissenschaftlers aber: Ohne Energieimporte – per Wasserstoff – werde die deutsche Wirtschaft nicht bestehen können. Das bestätigte Axel Kaltwasser von der BMW Group, der auf die Bedeutung von Wasserstoff für die Mobilität einging. Er bekräftigte den technologieoffenen Ansatz, den auch BMW verfolge.
Alte Stärke, neue Risiken
Der zweite Hauptredner des Abends wählte einen umfassenderen, ökonomischen Blick: Marcel Fratzscher, der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, zog zunächst ein positives Zwischenfazit. Es sei ein Zeichen der Stärke des deutschen Mittelstands, sich bisher in der Krise gut behauptet zu haben. Aber Fratzscher listete auch gravierende, globale Risiken auf. Ein neuer Risikofaktor sei für ihn etwa China: „Die Abhängigkeit von China ist ein Vielfaches höher und ein Vielfaches komplexer als die Abhängigkeit von Russland.“
Bürokratie als Hürde
Angesichts solcher Herausforderungen schlüsselte er auf, wo angesetzt werden muss, damit Unternehmen wieder mehr in Deutschland investieren: Es waren die bekannten Faktoren von Infrastruktur über Unternehmenssteuern bis Arbeits- und Fachkräftemangel. Allerdings: „Die wichtigste Hürde ist die Regulierung“, sagte Fratzscher. Die Unternehmen wüssten was zu tun ist, sie hätten auch die Mittel dafür – doch die Bürokratie bremse sie aus. Diese und weitere Thesen der Referenten diskutierten die rund 150 Teilnehmer des Wirtschaftstags beim anschließenden Get-together.